AIDS-Hilfen werben anlässlich des diesjährigen Welt-AIDS-Tages um Solidarität mit Betroffenen
Aus der aktuellen UZ
Warnung vor unentdeckten HIV-Infektionen
Viele Todesfälle sind vermeidbar
Im Vorfeld des diesjährigen Welt-AIDS-Tages, der am 1. Dezember stattfindet, hat die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) vor unentdeckten HIV-Infektionen gewarnt. So wüssten aktuell rund 14 000 Bundesbürger nichts von ihrer Infektion. Rund die Hälfte von ihnen sei schon länger als drei Jahre infiziert. Bei 7,2 Prozent bestehe die Infektion sogar schon zehn Jahre oder länger. Für die Betroffenen führe dies zu einem hohen Risiko schwerer Gesundheitsschäden, die heute vermeidbar seien, so die DAH weiter.
Aus Schätzungen ginge außerdem hervor, dass viele Menschen erst nach Jahren von ihrer Infektion erfahren. Dies könne „gravierende Folgen für ihre Gesundheit haben, denn der optimale Zeitpunkt für den Therapiebeginn ist dann bereits oft vorbei“, warnte die DAH. Dass Menschen nichts von ihrer Infektion wüssten, nehme zudem Einfluss auf das Infektionsgeschehen. Abhilfe könnten mehr und frühere HIV-Tests schaffen, so die Selbsthilfeorganisation weiter.
Die Zahl der HIV-Infektionen in Deutschland ist in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben. Im Jahr 2013 haben sich wie im Vorjahr rund 3 200 Menschen mit HIV infiziert. Schätzungsweise 80 000 leben mit HIV.
Die DAH rät besonders Risikogruppen zu regelmäßigen, am besten jährlichen HIV-Tests. „Für höhere Testraten braucht es noch mehr anonyme und vertrauenswürdige Testangebote in den Lebenswelten der am stärksten betroffenen Gruppen, zum Beispiel in Aidshilfen, schwulen Zentren und Einrichtungen der Drogenhilfe sowie an geeigneten Orten für Migranten“, forderte die Organisation weiter. Schließlich käme der „Prävention vor Ort“, die vielerorts „drastisch unterfinanziert sei, eine „Schlüsselrolle“ zu.
Tatsächlich hat sich der Krankheitsverlauf infolge einer HIV-Infektion in den letzten Jahren kontinuierlich verändert. Nicht zuletzt aufgrund wirksamerer Therapiemöglichkeiten folgt heutzutage auf eine Infektion mit dem HI-Virus nicht mehr zwangsläufig der Ausbruch von AIDS. Die HIV-Infektion gilt mittlerweile als behandelbare chronische Erkrankung. Heilbar ist sie jedoch trotz der wirksameren Medikamente bisher nicht. Ungeachtet einiger Erfolge in Forschung und Wissenschaft, ist ein Impfstoff in naher Zukunft nicht in Sicht.
Neben HIV-Infektionen entwickeln sich auch aktuell auch andere sexuell übertragbare Krankheiten zum Problem. So steigen die Zahlen vor allem bei Syphilis und Hepatitis an.
Allein in der Bundesrepublik sind bis zu 500 000 Menschen mit dem Hepatitis-C-Erreger HCV infiziert. „Erschreckend hoch ist auch die Zahl derjenigen, die keine angemessene Therapie erhalten. Viele Infektionen und Todesfälle sind vermeidbar. Prävention und Behandlung würden zudem die Kosten der Epidemie erheblich reduzieren“, berichtet die DAH.
„Auch in Deutschland sind die Maßnahmen gegen Hepatitis C bei weitem nicht ausreichend. Uns stehen viele Wege offen, diese drastisch unterschätzte Epidemie zu stoppen“ doch die Politik muss den Boden bereiten. Hoch wirksame Maßnahmen wie Spritzenvergabe in Haftanstalten, die zugleich HIV-Infektionen verhindern würden, werden in den Bundesländern politisch blockiert. Dabei ist Prävention nicht nur ein Gebot der Menschenwürde, sondern auch sehr viel billiger als die aufwändigen Hepatitis-C-Therapien“, so Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe.
Die Behandlung der Hepatitis C erlebt aktuell einen beispiellosen Fortschritt. „Neue Medikamente ermöglichen bald Heilung für fast alle Patienten, in kürzerer Zeit als bisher bei sehr viel weniger Nebenwirkungen“, so die DAH. Jedoch seien die Medikamente enorm teuer, was dazu führe, dass auch in Europa viele Patientinnen und Patienten aufgrund der völlig überzogenen Preise keinen Zugang zu den neuen Mitteln hätten, da Ärzte in Deutschland diese aus Angst vor Regressen (Strafzahlung im Kassenarztwesen) nur sehr zögerlich verordnen würden.
Unterdessen werden am 1. Dezember in vielen Städten und Kommunen ehrenamtliche Mitarbeiter der AIDS-Hilfen auf HIV und die anderen sexuell übertragbaren Krankheiten aufmerksam machen und um Solidarität für die Betroffenen werben.
MB
Migranten als am stärksten betroffene Gruppe sind mir neu. Bin ich beim UZ Lesen schon drüber gestolpert. Woraus ergibt sich die?