Abschied von Nelson Mandela

Nelson Mandela
Nelson Mandela

Südafrikas früherer Präsident Nelson Rolihlahla Mandela ist am Donnerstag, dem 5. Dezember 2013, im Alter von 95 Jahren verstorben.

Staatschef Jacob Zuma erklärte in Pretoria, Mandela sei um 20.50 Uhr Ortszeit in seinem Haus in Houghton im Kreis seiner Familie entschlafen. Er kündigte ein Staatsbegräbnis an, auf allen öffentlichen Gebäuden ist seit Freitag bis zur Beendigung der Beisetzung halbmast geflaggt. Zuma rief alle Südafrikaner_innen dazu auf, die Werte hochzuhalten, »für die Madiba gekämpft hat«.

Der einstige Held des Kampfes gegen das rassistische Apartheid-Regime, der in Südafrika als »Vater der Nation« verehrt wird, war schon lange schwer krank. Am 8. Juni war er mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Zunächst hieß es, sein Zustand sei stabil, doch am 23. Juni räumte Zuma offiziell eine Verschlechterung von Mandels Gesundheitszustand ein. Offenbar musste er lange künstlich beatmet werden.

Am 18. Juli, Mandels 95. Geburtstag, teilte Zuma mit, Mandela sei nach Hause zurückgekehrt. Am 3. Dezember erklärte dessen Tochter Makaziwe Mandela, ihr Vater sei »auch noch auf seinem Sterbebett stark und mutig«.

Nelson Mandela wurde am 18. Juli 1918 in Mvezo, Transkei, geboren. Schon als junger Jurastudent engagierte er sich gegen das weiße Rassistenregime. 1944 trat er dem African National Congress (ANC) bei und gründete im selben Jahr zusammen mit Walter Sisulu, Oliver Tambo und anderen die ANC Youth League, deren Präsident er 1951 wurde. Durch diese Funktion bekam Mandela unter anderem Kontakt zu Mitgliedern der Kommunistischen Partei Südafrikas (CPSA) und öffnete sich marxistischen Ideen.

Ursprünglich hatte sich Mandela für den Gewaltverzicht ausgesprochen. Als jedoch im März 1960 beim Massaker von Sharpeville unbewaffnete Demonstranten von der Rassistenpolizei erschossen und der ANC verboten wurden, erkannten Mandela und seine Mitstreiter die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes gegen die Apartheid. 1961 wurde er Anführer des bewaffneten Arms des ANC, des Umkhonto we Sizwe (»Speer der Nation«, MK). In Südafrika agierte er im Untergrund und lebte als »Gärtner David« im Haus des Kommunisten Arthur Goldreich auf der Liliesleaf Farm in Rivonia.

Am 5. August 1962 wurde Mandela zusammen mit dem Kommunisten Cecil Williams während einer Autofahrt nahe Howick in Natal verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis wegen illegaler Auslandsreisen und Aufruf zum Streik verurteilt. Ab dem 7. Oktober 1963 stand er in Pretoria im Rivonia-Prozess mit zehn Mitangeklagten vor Gericht. Am 20. April 1964, dem letzten Prozesstag vor der Urteilsverkündung, begründete Mandela in einer vierstündigen Rede ausführlich die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes: »Ich habe gegen die Vorherrschaft der Weißen und ich habe gegen die Vorherrschaft der Schwarzen gekämpft. Eine demokratische und freie Gesellschaft hat mir immer als Ideal vorgeschwebt. Es ist ein Ideal, für das ich leben möchte, aber wenn es sein muss, bin ich auch bereit für dieses Ideal zu sterben.« Es war Mandelas letzte öffentliche Rede bis 1990.

Am 12. Juni 1964 verurteilte Richter Quartus de Wet nach achtmonatiger Verhandlung ihn und sieben weitere Mitstreiter zu lebenslanger Haft wegen Sabotage und Planung bewaffneten Kampfes. Die Freiheitsstrafe leistete er – zusammen mit weiteren ANC-Aktivisten – überwiegend auf der Gefängnisinsel Robben Island ab, die im Atlantischen Ozean vor Kapstadt liegt. Ab 1985 lehnte er mehrmals das Angebot einer Freilassung ab, die an die Bedingung geknüpft war, dass der ANC auf den bewaffneten Kampf verzichten müsse.

Im Jahr 1988 wurde Nelson Mandela gemeinsam mit anderen Vertretern des ANC von der US-Regierung unter Ronald Reagan für seinen Kampf gegen das Apartheid-Regime als »Terrorist« auf eine Watch List gesetzt. Erst im Jahr 2008 wurde er von dieser Liste gestrichen.

Mandela wurde am 11. Februar 1990 aus der Haft entlassen, wenige Tage nachdem Staatspräsident Frederik de Klerk das Verbot des ANC aufgehoben hatte. Am Tage seiner Freilassung leitete Mandela in einer Rede vor 120.000 Zuhörern in einem Stadion in Soweto öffentlich seine Politik der Versöhnung ein, indem er »alle Menschen, die die Apartheid aufgegeben haben«, zur Mitarbeit an einem »nichtrassischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle« einlud. Im Juli 1991 wurde Mandela einstimmig zum Präsidenten des ANC gewählt. In dieser Position leitete er Verhandlungen mit der Regierung mit dem Ziel der Abschaffung des Apartheid-Systems und der Schaffung einer neuen, vorläufigen Verfassung.

Mandela und de Klerk erhielten 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis. Am 27. April 1994 gewann der ANC die ersten demokratischen Wahlen Südafrikas mit absoluter Mehrheit. Am 9. Mai wurde Nelson Mandela vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt.

Nelson Mandela hat nie vergessen, wer ihn und seine Genossen im Kampf unterstützte und nannte Politiker wie Fidel Castro und Muammar al-Gaddafi seine Genossen. Am internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk am 4. Dezember 1997 in Pretoria sprach Mandela sich mit einem Grußwort für die Rechte der Palästinenser aus: »Wir wissen nur zu gut, dass unsere Freiheit unvollständig ohne die Freiheit der Palästinenser ist.«

Nelson Mandela über Kuba und Fidel Castro

“Lang lebe die Kubanische Revolution, lang lebe Genosse Fidel Castro! Die kubanischen Internationalisten haben sehr viel für die Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika getan. Wir bewundern die Opfer des kubanischen Volkes, die es bereit ist zu erbringen im Kampf um seine Unabhängigkeit und Souveränität gegenüber einer brutalen imperialistischen Kampagne, die die Fortschritte der Kubanischen Revolution zerstören soll. Es kann keine Kapitulation geben. Die Frage lautet: Freiheit oder Tod. Die Kubanische Revolution ist eine Quelle der Inspiration für alle freiheitsliebenden Völker.” (1991)

“Im Juli 1991 war ich in Kuba, und ich fuhr mit Fidel Castro durch die Straßen. Überall wurde uns lautstark zugejubelt. Und ich habe zurückgewunken, denn ich dachte, dieser Jubel wäre an mich adressiert. Fidel war sehr bescheiden, er lächelte und sagte kein Wort. Doch als wir den Platz erreichten, wo ich einige Sätze zur Menge sprechen sollte, da realisierte ich, dass die Jubelrufe nicht für mich bestimmt waren, sondern für Fidel Castro. Plötzlich war ich vergessen und ich war wirklich verärgert über Fidel Castro. Aber dann verstand ich, dass er eben ein wirklicher Mann des Volkes ist.” (1991)
Nelson Mandela über den Kommunismus und Sozialismus

“Ich beglückwünsche die Südafrikanische Kommunistische Partei für ihren aufrichtigen Beitrag zum Kampf für die Demokratie. Sie hat 40 Jahre der ununterbrochenen Verfolgung überlebt. Die Erinnerung an großartige Kommunisten wie Moses Kotane, Yusuf Dadoo, Bram Fischer und Moses Mabhida wird von den kommenden Generationen in Ehren gehalten werden.” (1990)

“Die Völker Asiens und Afrikas sehen die widerliche Kampagne, die unter Führung der USA gegen die sozialistischen Länder ins Werk gesetzt wird. Sie wissen, dass ihre Unabhängigkeit nicht durch irgendein Land des sozialistischen Lagers gefährdet wird, sondern durch die USA, die unsere Kontinente mit Militärstützpunkten eingekreist haben. Der Antikommunismus ist ein US-amerikanischer Trick, der die Völker Afrikas von der wirklichen Gefahr ablenken soll, nämlich vom US-Imperialismus.” (1958)

Ohne Mandela wäre Südafrika nie zur Speerspitze für LGBT-Rechte auf dem Kontinent geworden.

LGBT-Aktivist_innen betonen den großen Einfluss Mandelas für die Durchsetzung von LGBT-Rechten. Durch seine Philosophie der Gleichbehandlung wurde das Homo-Verbot aus der Apartheidszeit abgeschafft.

Gleich, nachdem er Präsident wurde, hat er lesbische und schwule Gruppen in seinen Amtsräumen empfangen. Präsident Mandela hat oft von Freiheit gesprochen und er wusste aus eigener Erfahrung, wie schlimm es ist, ausgeschlossen, unterdrückt und diskriminiert zu werden. Der südafrikanische Freiheitskämpfer unterscheidet sich von homophoben Despoten wie Simbabwes Robert Mugabe oder Ugandas Yoweri Museveni, unter denen der Verfolgungsdruck für Schwule und Lesben noch gestiegen ist.

Nachdem Mandela 1994 Präsident wurde gab es in kurzer Zeit mehr Fortschritte für Homo-Rechte als in jedem anderen Land Afrikas. In der neuen Verfassung ließ er ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung verankern – das gab es zuvor in keinem anderen Land der Welt. „Es hätte alles ganz anders werden können, wenn er nach der Freilassung aus der Haft von Bitterkeit zerfressen gewesen wäre“, so Desmond Tutu, wie Mandela Friedensnobelpreisträger und langjähriger Unterstützer von LGBT-Rechten.

Auch ernannte Mandela Lesben und Schwule in hochrangigen Ämtern und Positionen. Eine seiner ersten Ernennungen zum Richter war der schwule Jurist und Aids-Aktivist Edwin Cameron, der später als oberster Bundesrichter dazu beitrug, die Gleichstellung im Eherecht durchzusetzen.

Quellen: Redglobe.de news.dkp.de queer.de

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