»Blindes Huhn trinkt auch gern mal’n Korn…«

Das weiß der Volksmund. So könnte mensch denken, wenn mensch folgendes liest:

Klaus Huhn: Quelle Wikipedia
Klaus Huhn: Quelle Wikipedia

„Dem hatte man monatelang alles mögliche ankreiden wollen.“ So steht es auf der Homepage der jungen Welt in einem Artikel von Klaus Huhn, betitelt „Ende eines Feldzugs“.

„Dem“ ist ´dem Gastgeber der olympischen Spiele´, gemeint ist Rußland.

Was dort im Web nicht mehr steht, stand am 7. Februar in der Printausgabe. Da hieß es:

Dem hatte man monatelang alles mögliche ankreiden wollen, bis hin zu der albernen Lüge, daß das russische Parlament, die Duma, Gesetze gegen Homosexuelle erlassen habe.

Dazu stellt DKP-Queer fest:

So wenig wir in antirussische Beißreflexe bürgerlicher Medien einstimmen wollen, so wenig wollen und können wir zu dieser Form der Realitätsverweigerung schweigen und zur Tagesordnung übergehen.

Die Situation Homosexueller in Rußland ist dramatisch. Dass die gesetzliche Lage die ist, die sie ist, ist beschämend. Besonders für die KPRF, die bei der Gestaltung dieser Lage aktiv mitgewirkt hat.

Wie es sein kann, dass junge Welt derartiges druckt, können und wollen wir nicht nachvollziehen. Dass im Archiv zwar Peinlichkeiten entfernt werden, aber nicht kommentiert wird, warum das geschieht, ebenfalls nicht. Wir hoffen, dass es sich hierbei um ein einmaliges Vorkommnis handelt.

Also, liebe Redaktion, so etwas sind wir von Euch nicht gewohnt, macht keine Gewohnheit daraus. Sonst nutzen wir gern mal den Umstand aus, hierzulande Homosexualität propagieren zu dürfen.

Liebe Genoss_innen der momentan einzigen linken Tageszeitung der BRD, nehmt es als solidarische Kritik. Denn was ihr euch, was diesen Artikel angeht, zum Beispiel von sozialdemokratischer Seite bieten lassen müsst, das geht überhaupt nicht. Das weisen wir, genau wie die Passage aus dem Artikel von Klaus Huhn, aufs schärfste zurück. Was sich der „Bundessprecher*Innenrat der BAG DIE LINKE.queer“ zu dem Thema leistet, und einen „Flashmob“ gegen den JW Stand auf dem PDL „Europaparteitag“ zu initiieren geht genauso am Ziel vorbei!

3 Kommentare zu „»Blindes Huhn trinkt auch gern mal’n Korn…«

  1. Liebe GenossInnen, irgendwie komme ich mir derzeit vor wie eine Predigerin in der Wüste. Warum nehmt Ihr jetzt Klaus Huhn auf die Schippe? Ich kenne ihn nicht, muss ihm aber zugestehen, dass er Recht hat zu schreiben, dass es in Russland kein Gesetz gegen Homosexuelle gibt. Da beißt die Maus wirklich keinen Faden ab. Dieser Fakt lässt sich nicht wegreden.
    Dass die Situation für Homosexuelle in Russland leider so ist, wie Ihr sie beschreibt, ist auch mir nicht entgangen.

    • Wenn auch Homosexualität in Russland nicht wieder, wie in der Sowjetunion durch Stalin eingeführt, strafbar ist, stellt das neue Gesetz doch eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung dar. Mensch stelle sich einmal vor, dass in Deutschland Türk_innen zwar nicht bestraft werden dürften, weil sie Türk_innen sind, aber dass jede_r der öffentlich sagen würde, ein_e Türk_in zu sein, sei nichts Verwerfliches, sich strafbar macht. Wie würdest du dich dann als Türk_in in Deutschland fühlen?
      Zu behaupten, es gebe in Russland keine Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung, ist angesichts des von der Duma erlassenen Gesetzes schon ein starkes Stück.
      Dennoch finde ich es nicht richtig, sich am Russland-Bashing zu beteiligen, wie dies jetzt wieder die PDL auf ihrem Hamburger Parteitag tut. Es gibt Länder, in denen die Lage für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle wesentlich schlimmer ist als in Russland. Von der Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung in einigen US-Staaten, scheinen diese Genoss_innen auch noch nichts gehört zu haben oder sie wollen es nicht hören. Es hat schon seinen Grund, dass sich in den USA immer wieder jugendliche Homosexuelle das Leben nehmen. Die PDL hat bei dem, was sie anprangert und zu was sie schweigt, jegliches Maß und Ziel verloren. Die Gefangenen im Folter-KZ Guantánamo wären froh, wenn ihnen auch nur ein Bruchteil der Rechtsstaatlichkeit widerfahren würde, die in Russland herrscht.

    • Liebe Bruni,
      wenn ein Staat die „Propagierung von Homosexualität“ verbietet, und unter Propagierung schon die neutrale Erwähnung der Homosexualität fasst, dann mag das, dem Buchstaben nach, kein Gesetz gegen Homosexualität sein.
      Dann ist das aber de facto eine Situation, in der es der Staat den Betroffenen per Gesetz erschwert, vor sich und anderen zu sich selbst zu stehen.
      Und das abzutun mit „was wollt ihr, schwul sein darf man doch in Russland“, das ist Realitätsverweigerung. Sonst nichts.
      Stell Dir, der Einfachheit halber, mal vor, es wäre die „Propagierung des Kommunismus“ unter entsprechende Strafe gestellt worden.
      Motto, Kommunist sein darfst Du, das ist erlaubt, aber wenn Du darüber mit positivem Bezug redest, gibt es dafür Knast.
      Noch Fragen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*