Kubanische Polizei nimmt russischen Neofaschisten fest
In Kuba ist am Wochenende einer der bekanntesten russischen Neofaschisten verhaftet worden und soll nun an die Behörden in Moskau ausgeliefert werden. Das teilte das russische Innenministerium am Sonnabend mit. Maxim Martsinkewitsch hatte die inzwischen verbotene neofaschistische Gruppierung »Format 18« geführt und hatte zuletzt immer wieder durch gewalttätige Übergriffe auf Homosexuelle Schlagzeilen gemacht. Im Dezember hatte ihn ein Gericht in Abwesenheit wegen Aufstachelung zum Hass zu einer drei- bis fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, dieser entzog sich der Neofaschist jedoch. Er sei – offenbar problemlos – über Kiew und Frankfurt nach Kuba gegangen, teilte er am 9. Januar auf seiner Homepage mit.
Russische Offizielle äußerten die Vermutung, der Gesuchte habe falsche Ausweispapiere genutzt, um durch die Grenzkontrollen der Ukraine, Deutschlands und Kubas zu kommen. Russische Bürger können Kuba ohne Visum für 30 Tage besuchen, ähnlich wie Deutsche.
Die russischen Behörden hatten nach dem Flüchtigen, der auch unter dem Namen »Tesak« (Machete) bekannt ist, weltweit über Interpol fahnden lassen. Berichte über seinen mutmaßlichen Aufenthalt auf der Karibikinsel waren bereits Ende letzten Jahres bekanntgeworden, als ihn Zeugen am 29. Dezember am Flughafen von Havanna gesehen hatten. Sein »Urlaub« auf Kuba dauerte jedoch nicht lange: Die kubanische Polizei stürmte am Freitag sein Hotelzimmer in Havanna, nahmen ihn fest und beschlagnahmten sein Laptop, Mobiltelefon und andere Gegenstände als Beweismittel.
Er fühlt sich mit seiner Hetzkampagne gegen Schwule – die er mit Pädophilen gleichsetzt – als Stimme der gesellschaftlichen Mehrheit in Russland. In der DKP-Wochenzeitung »Unsere Zeit« erinnerte Willi Gerns am vergangenen Freitag daran, dass der russische Präsident Waldimir Putin im vergangenen Sommer ein von der Duma – auch von den Abgeordneten der Kommunistischen Partei – beschlossenes Gesetz unterzeichnet hat, das »homosexuelle Propaganda« unter Minderjährigen verbietet. Positive Äußerungen über Homosexualität in der Öffentlichkeit können seitdem bestraft werden. Das Gesetz sei, so Gerns, das Ergebnis des überragenden Einflusses der reaktionären Dogmen der russisch-orthodoxen Kirche auf die Öffentlichkeit und die Politik des Landes. Diese fordere weitere Verschärfungen. So habe sich Kirchensprecher Wsewolod Tschaplin einem Bericht der Agentur »Russland Aktuell« zufolge für ein Referendum ausgesprochen, durch das Strafen für homosexuelle Handlungen wiedereingeführt werden solle. Er sei für eine vollständige Eliminierung homosexueller Kontakte in der Gesellschaft, erklärte er. Und der Journalist Dmitri Kisseljow, der erst vor wenigen Wochen zum Generaldirektor der neugeschaffenen Agentur »Russland heute« befördert wurde, die aus der Fusion von RIA-Nowosti und der Stimme Russlands hervorgegangen ist, forderte, Homosexuellen das Blut- und Samenspenden zu verbieten und ihre inneren Organe nach dem Tod zu verbrennen. »Die zitierten Äußerungen sind leider nur die Spitze des Eisbergs«, kommentiert Gerns. »Die russische Gesellschaft gilt unter dem verheerenden Einfluss der Orthodoxen Kirche als mehrheitlich homophob. So halten nach einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum 34 Prozent der Befragten Homosexualität für eine Krankheit, die geheilt werden muss, 23 Prozent für die Folge schlechter Erziehung (oder das Ergebnis von Unzucht, 17 %). Nur 16 Prozent der Befragten sehen die sexuelle Orientierung als angeboren an.«
Quelle: redglobe.de

Wir beabsichtigen eine red&queer Ausgabe in diesem Jahr den Schwerpunkt „Homophobie in Südost und Osteuropa“ herauszugeben.
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