PRIDE

Bildschirmfoto vom 2014-11-05 18:04:21Ich muss zugeben den Film noch nicht gesehen zu haben. Wobei der Schwerpunkt auf noch liegt. Eine Genossin hat mich auf den Film aufmerksam gemacht. Danke Melina! Also hat sie mir von dem Film erzählt, ich habe mir den deutschen Trailer angesehn und mir einige Rezensionen durchgelesen. Ich kann nur sagen, ich freue mich auf diesen Film!

Wir schreiben das Jahr 1984, jenes Jahr des großen Bergarbeiterstreiks, in dem die britische Arbeiterklasse sich mit dem verhassten Thatcher-Regieme anlegte.

PRIDE 4Der Ausgang ist bekannt, kaum bis garnicht aber die Tatsache, dass im Verlauf der Kämpfe auch eine bis dahin nicht vorgekommene Koalition zustande kam. Zwischen den wertkonservativen Bergarbeitern aus Wales und der queeren Londoner Subkultur. Die Ankündigung des Thatcher-Regiemes, eine große Anzahl Zechen zu schließen, löst einen landesweiten Streik der Bergleute aus. Das Regieme bleibt hart, die Folge ist ein Klassenkampf mit fast bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen.

Der fast einjährige Streik führt dazu, dass die unterschiedlichsten Leute Stellung zu dem Klassenkampf beziehen: Wie der Queer-Aktivist Mark, der mit seinen Freunden gerade die schwul-lesbische Pride-Parade 1984 mitorganisiert hat. In den Jahren zuvor gab es zu den Pride Veranstaltungen immer Krawalle. Faschisten der BNP (Britisch Nationalist Party) und die Staatsmacht griffen die Veranstaltungen an. 1984 blieb das aber fast aus. Warum? Die Polizei ist zur Streikbekämpfung abgezogen und prügelt diesesmal nicht die Queer-Parade, sondern die streikenden Bergarbeiter zusammen. Das führt die Queer-Aktivisten zu der Einsicht, dass es den Bergleuten vielleicht gar nicht soviel anders geht als den drangsalierten Schwulen und Lesben. Mark kann seine Freunde zum Kampf gegen den gemeinsamen Feind bewegen: Daraus entsteht die Gruppe „LGSM“ (Lesbian and Gays Support the Miners), die Geld für die Bergleute sammelt.

Bildschirmfoto vom 2014-11-05 18:01:42Der britische Film „Pride“ beruht auf einer wahren Begebenheit. Diese Bewegung gab es in den 80er-Jahren tatsächlich. „Pride“ schildert eine extrem polarisierte Situation, die dazu führt, dass Homosexuelle und Bergarbeiter langsam gemeinsame Interessen entdecken. Man sieht in dem Film, wie es dem Regieme gelang, die Bergarbeiter als gesellschaftliche Bewegung zu brechen. Und dann waren die Schwulen und Lesben an der Reihe. Tatsächlich brachte das Thatcher-Regieme ein Gesetz auf den Weg, dass eine positive Darstellung in der Öffentlichkeit von Homosexualität faktisch aufhob. Es war eine sehr schlimme Zeit. Auch erzählt „Pride“ von den Anfangsschwierigkeiten von LGSM.

So will die auch in Großbrittanien sozialdemokratisch verseuchte Gewerkschaftsführung keine Spendengelder von Homosexuellen annehmen. Deshalb wird beschlossen das gesammelte Geld persönlich in der Provinz vorbeizubringen – und stoßen zunächst auch dort auf wenig Gegenliebe. Langsam fassen die Arbeiter aber Vertrauen, denn Mark und seine Freunde können den Bergarbeitern beweisen, wie ernst sie es meinen. Aus dem gegenseitigen Annäherungsprozess der konträren Welten bezieht Pride seine originelle Spannung, ohne die ernsten politischen und gesellschaftlichen Hintergründe von Homophobie über den Klassenkampf bis zur aufkommenden AIDS-Hysterie außen vor zu lassen. Ein wirkliches „Happy-End“ kann der Film anhand der realen Historie nicht haben. Aber die hart erkämpfte Solidarität überdauert auch die Niederlage der Bergarbeiter.

So kommt es dazu, dass bei der Gay-Pride-Demo 1985 in London die walisischen Bergarbeiter samt Blaskapelle vorneweg gelaufen sind.

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